Der Schock sitzt mir immer noch im Rückenmark. Ich warte heute gegen 11.15 Uhr auf eine 18er Bim an der Haltestelle Margaretengürtel/Arbeitergasse. Neben mir stehen in etwa noch zehn andere wartende Passanten, die Zeittafel zeigt, dass die Bim eigentlich schon da sein müsste. Etwa einen Meter von mir entfernt lehnt ein Dunkelhäutiger gelehnt an die Wand, schaut in die Luft. Auf einmal fährt ein BMW Dreier mit einem Affentempo über die Schienen und hält direkt vor der Haltestelle. Vollbremsung. Zwei Männer springen raus, sie machen einen eher "runtergekommenen" Eindruck, stürzen sich auf den schwarzen Mann neben mir und stoßen ihn zu Boden. Mein erster Gedanke war, dass das Drogendealer sind, die ihr Geld nicht bekommen haben. Binnen dieser Sekunden schauen alle Passanten nur geschockt, tuen aber genau nichts. Die Angreifer schreien ganze Zeit "Police! Police!" während sie den Afrikaner am Boden knebeln. Ich denke mir, dass das Geschrei ein vermeintlicher Versuch ist, den anderen glaubhaft zu machen, sie seien von der Polizei. dass Ich bin so unter Schock, stehe direkt daneben, dass ich mich nicht rühren kann. Ich habe Angst, dass es zu einer Messerstecherei kommt. Die Bim ist auch schon vorgefahren, steht hinter dem BMW und die Leute drängen sich hinein, wahrscheinlich weil sie nicht wissen, was sie tun sollen.
Nach einer Minute Schockstarre will ich gerade die Polizei rufen, als ein zweites Auto mit Blaulicht vorfährt, es ist die Polizei. Es kommt heraus, dass die zwei anderen ungepflegten, robusten Männer Zivilpolizisten sind. Trotz starker Gegenwehr können die Polizisten dank der Verstärkung den dunkelhäutigen Mann bändigen, legen Handschellen an und führen ihn ins Auto.
Obwohl die Situation bis dato ungewiss war, verstehe ich nicht, wieso niemand Hilfestellung geleistet hat, die Polizei gerufen hat oder ähnliches. Wir wussten ja alle nicht, was da vor sich geht. Stattdessen steigen die meisten ganz unbeteiligt in die Bim ein, um von der Situation zu flüchten.
An dem Engagement bei Extremfällen muss sich meiner Meinung nach dringend was ändern.
Kommentare
Wie sind die Eltern dem Einbrecher auf die Schliche gekommen? War der Lärmpegel so hoch und wurde daraus Verdacht geschöpft oder handelte es sich um einen täglichen Spaziergang zum Gartenhäuschen?
Uns wurde mal in Polen das Auto geklaut. Hier handelte es sich wahrlich um einen Experten-Akt. Es war eine heiße Nacht, darum waren alle Fenster unseres Hauses geöffnet. Unser Auto stand in einem eingezäunten Bereich, ein anderes Auto stand noch davor. Dass andere Auto wurde zuerst geknackt, ein paar Meter vorgerollt, um dann den Weg für unser vorgesehenes Auto freizugeben. Trotz der geöffneten Fenster und einer relativ schlaflosen Nacht (zwecks vieler Mücken) hat keiner von unserer vierköpfigen Familie einen Laut vernommen ... Da unsere Anreise sich spät in die Nacht verlegt hat, haben wir überwiegend alle Gepäckstücke im Auto gelassen und vorgesehen, diese am nächsten Morgen auszuräumen. Folgend: Schadenwert ebenso sehr hoch.
Es gab keinerlei Gewalt, der Mann hat geschlafen, als sie reingekommen sind und er ist ziemlich verkatert aufgewacht und völlig freiwillig mitgegangen. Aber der Schaden war gewaltig, er hat die Tiefkühltruhe als Pissoir und Koffer mit Kleidern als Klo benutzt. Außer den Diebstählen eingeschlagene Fenster, die aufgebrochene Tür, alle Schränke rausgeräumt, Mehl, Stecknadeln, Kekse, Schreibpapier, ausgeschüttete Putzmittel, Gewürze usw auf dem Boden.
Meine Eltern haben noch einen Exekutionstitel über 10000 ATS, war nie einzutreiben.
Man wird ja den Einbrecher kaum einfach lieb fragen: "Dürfte ich dich bitte fesseln, du bist ein Einbrecher." Etwas Gewalt ist immer obligatorisch, um den Kriminellen zu stellen. Es sollte aber bedacht werden, dass dieser dann keine schwerwiegenden und langfristigen Verletzungen trägt.
Das ist doch mein gutes Recht, dass ich bei einem Einbrecher Gewalt anwende (fällt unter Notwehr). Natürlich darf man da keine Grenzen überschreiten.
Es ist jetzt ein anderer Fall, aber da muß man schon vorsichtig sein. Meine Eltern haben einmal einen Einbrecher in unserem Gartenhaus gestellt, ein Sandler, der aber hohen Sachschaden angerichtet und mehrere Gegenstände gestohlen hat (einen Fernseher "durften" wir dann über das Dorotheum zurückkaufen!).
Sie sind mit ihm zum ca 400m entfernten Polizeikommissariat, um Anzeige zu erstatten. Er ist wohl gern mitgegangen, weil es in der Zelle wärmer war, als in einem Gartenhaus mit eingeschlagenen Fenstern. Aber sie mußten sich vom Polizisten fragen lassen und er mußte dies bestätigen, ob SIE Gewalt angewendet hätten.....
Ich finde es wirklich bemerkenswert, wenn sich Leute trauen einzugreifen, denn man weiß nie wie andere darauf reagieren. Man kann da sein Leben riskieren, um jemand anderen zu helfen.
Ich selbst würde wahrscheinlich nicht eingreifen, weil ich gegen einen 90 kg Mann wahrscheinlich eh nicht so sonderlich große Chancen hätte. Aber man sollte sich auf keinen Fall davor scheuen die Polizei oder Rettung zu rufen.
Finde es unverschämt, wenn Leute tatsächlich angeklagt werden, wenn sie jemand anderen helfen wollen. Es ist die Pflicht eines jeden Menschen Hilfe zu leisten.
Habe gehört solche Fälle passieren sehr oft in den USA. Wo Ersthelfer angeklagt werden eben weil sie eingeschritten sind.
Mir hat vor vielen Jahren meine Hilfsbereitschaft eine Verurteilung wegen Notwehrüberschreitung eingebracht. Man kann sich wahrscheinlich vorstellen dass sich meine Hilfsbereitschaft seit damals sehr in Grenzen hält.
Menschen die in einer Großstadt leben sind einfach viel mehr gewillt weg zu sehen, da sie keine nähere Bindung zu den Menschen eingehen. Ist leider auch in Wien so und noch schlimmer in noch größeren Städten
Also ich wäre wahrscheinlich genauso wie du zuerst unter Schock gestanden, weil man einfach nicht realisiert, was da vor einem passiert. Aber als nächsten Schritt hätte ich die Polizei gerufen.
Nur weil du niemanden gesehen hast, der sein Telefon zückt, heißt das nicht, dass nicht jemand tatsächlich die Polizei gerufen hat.
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