Pappteller und Holzbesteck! Müllner Braustübl, Salzburg
Pappteller und Holzbesteck! Müllner Braustübl, Salzburg
Nach einer ausgedehnten Salzburg-Besichtigung kehrten wir in einer Gruppe von 20 Personen hier ein. Es war 15.30 Uhr an einem Samstag. Der riesengroße Saal war total überfüllt und straft die Bezeichnung "Stübl" Lügen. Ein gigantischer Lärmpegel! Wir fanden nur aufgeteilt an drei langen Tischen Platz, an unserem drei Leute, die sehr laut politisierten. Zum allergrößten Teil Einheimische (auch mit Kleinkindern) verkehren hier, wie man auch an den zahlreichen Stammtisch-Tafeln sieht. "Braukunst trifft Geselligkeit" ist hier mangels Unterhaltung nicht möglich. Man versteht den Danebensitzenden nicht.
Man merkt bald, daß das Lokal organisiert ist wie ein Heuriger. Draußen sind zahlreiche kleine Geschäfte mit allerlei warmen und kalten Gerichten, Salate, Gebäck (mein Mohnstrietzerl war vom Vortag), gefüllte Gurken, sehr guter Rettich ... Eine Goldgrube! Da 20 Minuten kein Kellner kam, besorgten wir uns zuerst das Essen - es empfiehlt sich, das Warme zum Schluß einzukaufen.
Grauslich, daß es kein Besteck gibt, sondern nur Holzspießchen (beim Rettich auch nur auf Verlangen), Holzgabeln und Holzmesser, mit denen man mühsam Huhn und Schnitzel säbeln sollte. Das Essen ausschließlich auf Papptellern. Letzlich wurden Leberkäse und Schnitzel kalt, denn wir mußten entdecken, daß offenbar auch die Getränke in Selbstbedienung besorgt werden müssen. Das Personal räumte nur ab.
Zuerst muß man sich einen Bon kaufen. Dann stellte ich mich also weit hinten an, der Vorgang der Organisation war nicht zu erkennen und ich entdeckte kurz vor dem Ziel, daß man sich das Krügl bzw die Maß selbst aus einem Regal nehmen mußte. Also dorthin und dann wieder anstehen. (Selbst für den 0,2l Apfelsaft meiner Frau gab es nur ein 0,5l-Krügl!) Das Abfüllen ist ein schneller Massenvorgang, das dünn ausschauende Bier platschkert ins Gefäß und der Schaum steht hoch. Schlecht eingeschenkt, aber das Bier schmeckte gut.
Dann gingen die überlauten Hofer-FPÖ-Wähler und zwei junge Leute setzen sich dazu - prompt kam ein Kellner und brachte dann die Getränke und kassierte gleich!!!!!
Also nur Nahrungsaufnahme, kein gemütlicher Ausklang eines Ausflugstages. Daher sind mehrere Teilnehmer unserer Gruppe bald, z.T. sogar ohne zu essen, gegangen und einen Zug früher gefahren.
Im Biergarten mit den alten Bäumen ist es möglicherweise gemütlicher, wenn es nicht regnet, aber da ist man wohl den Rauchern ausgeliefert.
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Kommentare
Ich war vor einigen Jahren in einem bayrischen Biergarten, da gab es keine Einwegteller und -bestecke.
Also ich kenne keinen Biergarten, wo man das Essen auf Papptellern serviert. So ein Lokal würde mich einmal und nie wieder sehen.
Holzbesteck finde ich grundsätzlich ekelhaft. Außerdem kann man damit nicht schneiden. Das wäre für mich kein Genuß, sondern bloße Nahrungsaufnahme.
Weiß jemand, ob es in Biergärten grundsätzlich Pappteller gibt? Da ist der Heurige jedenfalls kultivierter. Wenn das Lokal so überlaufen ist, müssen sie dort gigantische Abfallmengen haben.
Klingt ja nicht besonders einladend, eher nach einer billigen Maßenabfertigung. Es gibt sicher gemütlichere Alternativen.