245.712 Fälschungen beschlagnahmt
245.712 Fälschungen beschlagnahmt
Der österreichische Zoll hat 2017 245.712 gefälschte Produkte im Gesamtwert von mehr als 13,7 Millionen Euro, gemessen am Originalpreis, beschlagnahmt. Das geht aus dem Produktpirateriebericht 2017 hervor, der jedes Jahr dem Nationalrat übermittelt wird. Obwohl die Zahl der Aufgriffe von 1.947 im Jahr 2016 auf 1.665 Fälle zurückgegangen ist, hat sich die Anzahl der dabei aufgegriffenen Artikel um +236,8% erhöht (2016: 67.535 Artikel).
„Geistiges Eigentum ist für Unternehmen ein zentraler Wertschöpfungsfaktor“, unterstreicht Staatssekretär im Finanzministerium MMag. DDr. Hubert Fuchs die Wichtigkeit der Bekämpfung von Produktpiraterie. „Marken- und Produktpiraterie gefährden Händler, Hersteller und darüber hinaus Wettbewerbsfähigkeit, Handel und Investitionen. Der Zoll bekämpft dieses Problem an der Wurzel, in dem gefälschte Waren aus dem Verkehr gezogen werden, bevor sie noch auf dem Markt verteilt werden“, zeigt sich der Finanz-Staatssekretär mit der Bilanz in Sachen Produktpiraterie zufrieden.
82 Millionen Beschäftigte in der EU (etwa 38% der Gesamtbeschäftigung)können direkt und indirekt schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen zugerechnet werden. 42% der gesamten EU-Wirtschaftsleistung, also 5,7 Billionen Euro, entfallen auf solche Wirtschaftszweige. Hier werden deutlich höhere Löhne und Gehälter gezahlt als in anderen Branchen; der Mehrverdienst beträgt 46%. Der Handel der EU mit der übrigen Welt entfällt zu 90% auf schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige.
Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) befasst sich auf empirischer Ebene mit den direkten und indirekten Einnahme-und Arbeitsplatzverlusten durch gefälschte Produkte. Die Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums hat auch unmittelbare wirtschaftliche Auswirkungen auf Österreich. Die Umsatzeinbußen und Einnahmeverluste durch Fälschungen gestalten sich nach Branchen gemäß den EUIPO-Studien wie folgt:
Branche Umsatzeinbußen Umsatzeinbußen Einnahmeverluste in der EU in Österreich in Österreich (in Mio.€/Jahr) Taschen, Koffer 12,7% 17,9% 32 Schmuck, Uhren 13,5% 14,1% 32 Pestizide 13,8% 12,2% 19 Spielzeug, Spiele 12,3% 11,3% 49 Bekleidung, Schuhwaren 9,7% 10,7% 632 Kosmetika, Körperpflegeprodukte 7,8% 7,2% Zahlen nicht genannt Reifen 7,5% 6,1% 30 Sportgeräte 6,5% 5,5% 31 Wein 2,3% 5,0% 5 Arzneimittel 4,4% 4,6% 109 Tonträger 5,2% 4,3% 3 Spirituosen 4,4% 4,1% 8 Batterien 1,8% 1,6% 3 Insgesamt 953 Mio. Euro (Quelle: EUIPO)
Bei Bekleidung und Schuhwaren, Schmuck und Uhren, Taschen und Koffern, Wein sowie Arzneimitteln liegen die Auswirkungen von Fälschungen in Österreich demnach über dem EU-Durchschnitt. „Das belegen auch unsere Aufgriffszahlen, denn nahezu 91% unserer Produktpiraterie-Aufgriffe betreffen diese Bereiche“, bestätigt Gerhard Marosi, Experte für Produktpiraterie im Finanzministerium, diese Statistik aus der täglichen Arbeit des Zolls und präzisiert:
„Gefälschter Wein ist zwar noch nicht in Österreich, sondern nur in anderen Ländern aufgetaucht. In den anderen 4 Sparten verzeichnen wir 2017 1.514 Aufgriffe mit einem Originalwert der Waren von rund 10,5 Millionen Euro.“
Bei den Herkunftsländern, also den Staaten, in denen die Fälschungen produziert wurden,
hat im Jahr 2017 Indien bei der Anzahl der Fälle (60,9%) China im Vergleich zum Vorjahr überholt. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass von den insgesamt 54.895 aus dem Verkehr gezogenen Medikamentenplagiaten allein 54.609 Stück aus Indien stammen. Mehr als die Hälfte aller vom Zoll aufgegriffenen gefälschten Artikel stammen nach wie vor aus China. Insgesamt stammen die in Österreich aufgegriffenen Waren hauptsächlich aus dem asiatischen Raum oder aus der Türkei.
Die weitaus meisten Sendungen, 90% der Fälle, wurden per Post verschickt. Der Online-Handel für den Verkauf von Fälschungen floriert – vor allem für gefälschte Arzneimittel, aber auch für Kleidung, Schuhe, Sonnenbrillen, Handtaschen, Uhren und Mobiltelefone. Daraus ergibt sich ein entsprechend hoher Versand in Kleinstsendungen auf dem Postweg.
Foto/Quelle: Shutterstock/ Tang Yan Song
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